Ökologie

Das Haus in der Wönnichstr. 103 ist ein Wohnhaus, dessen Ökobilanz sehr gut ist. Unser Haus ist seit 2001 fertig umgebaut. Seither wird der Verbrauch kontrolliert und ist sogar niedriger als prognostiziert. Das Haus wurde als ‚KlimaSchutzPartner Berlin 2003‘ ausgezeichnet.

Die Maßnahmen im Einzelnen
Ergebnisse

Unsere Umweltbilanz 2021


Die Maßnahmen im Einzelnen

Die ökologischen und technischen Raffinessen umfassen im Einzelnen:

Bau / Baumaterialien

Baumaterialien zur Verringerung der Umweltbelastung
– EPDM Dachhaut (keine Aromaten, Langlebigkeit)
– Edelstahl Regenentwässerung (kein Zink in RW)
– Altpapier Dachdämmung (Upcycling, keine neuen Rohstoffe)
– Lehmwände (Raumklima, Feuchteregulator, Staub)
– Umweltverträgliche Farben für Wände/Decken (keine Lösungsmittel, diffusionsoffen)

Vermiedene Baustoffe
– PVC
– Bitumen (u.a. wegen Aromaten)
– Bauschäume (Vermeidung ist deswegen positiv, weil Recyclingfähigkeit der verwendeten Materialien besser gegeben ist.

Senkung des Heizenergiebedarfs

Die Isolierung der Außenhülle umfasst die überwiegende Dämmung der Außenwände einschließlich der Kellerdecke und Dachflächen. Die bestehenden Kasten-Doppelfenster wurden aufgearbeitet oder durch Isolierverglasung ersetzt (2020 wurden die allermeisten übrigen Kastendoppelfenster durch Dreifachverglaste Fenster ersetzt, um weiteren Energiebedarf einzusparen). Obwohl das Gebäude nach der Wärmeschutzverordnung 1995 genehmigt wurde, lag der Primärenergiebedarf des Gebäudes nach der Sanierung 20 % unter den Anforderungen nach der Energieeinsparverordnung.

Photovoltaik-Anlage für Stromerzeugung

Die Photovoltaik-Anlage besteht aus 60 Einzelmodulen à 85 Watt (37,3m² Modulfläche) mit einer Spitzenleistung von insgesamt 5,1 kW. Durchschnittlich werden damit etwa 4.000 kWh Strom/Jahr produziert und ins Netz eingespeist.

Komposttoiletten für Weiterverwertung von Fäkalien

Einige Wohnungen sind mit Komposttoiletten ausgestattet. Der Kompost wird im Garten zur Düngung von Beerensträuchern und Zierpflanzen verwendet.

Reduzierung des Kalt- und Warmwasserverbrauchs durch konsequenten Einsatz wassersparender Objekte

Durch wassersparende Armaturen wird der Warmwasserverbrauch um bis zu 50 % verringert. Durch den Einbau von Komposttoiletten, wasserlosen Urinalen und WCs mit einem Verbrauch von 2-4 Liter je Spülung erfolgt eine weitere Reduzierung des Wasserbedarfs.

Verringerung des Trinkwasserverbrauchs durch Aufbereitung des Grauwassers und Regenwassers

Das Grauwasser aus den Duschen, Waschbecken, Waschmaschinen und teilweise aus den Küchen, das getrennte Urin (Gelbwasser) aus den Komposttoiletten und das auf dem Dach anfallende Regenwasser werden in Tanks gesammelt und vorgeklärt. Ein Fließbeetfilter reinigt auf biologischem Wege stark verschmutztes Grauwasser, in dem Küchenwasser und Urin enthalten sind. Die Nährstoffe kommen den Pflanzen im Fließbeet zugute. Ein Vertikalfilter (auch „Helophytenfilter“ oder „Pflanzenkläranlage“ genannt) reinigt das leichter verschmutzte Grauwasser aus Duschen, Waschbecken und Waschmaschinen.
Das Brauchwasser wird letztlich durch eine Membrananlage filtriert, bevor es in den Duschen, Waschmaschinen und Wassertoiletten sowie zur Gartenbewässerung wiederverwendet wird. Das Abwasser der Toiletten sowie bestimmtes Küchenabwasser fließt in das städtische Abwassernetz.
Zusammen mit der Nutzung bereits erwähnter wassersparender Objekte und einem bewussten Umgang mit Ressourcen wird somit hochwertiges Trinkwasser weitestgehend durch Grau- und Regenwasser substituiert und eine Trinkwassereinsparung von ca. 75 % im Vergleich zu anderen innerstädtischen Altbauten erreicht.

Solarthermie für Warmwasser

Durch die Senkung des Warmwasserverbrauchs reicht die Installation einer relativ kleinen Solarthermieanlage auf dem Dach mit 12,8 m² Kollektorfläche bei einem Deckungsanteil von 30–45 % an der Warmwasserbereitung. Der Rückgriff auf Standardkomponenten aus dem Einfamilienhausbereich führte beim Bau zu einer wesentlichen Kosteneinsparung. Die gespeicherte Solarwärme dient zur Erwärmung von Trink- und Brauchwasser im Haus.

Austausch der Einzelfeuerstätten durch eine zentrale Warmwasserheizung mit Gasbrennwertkessel

Die Senkung des Gebäudewärmebedarfs unter 50 kW ermöglichte die Installation eines platzsparenden, wandhängenden Gas-Brennwertkessels. Erhöhte Anforderungen an den Aufstellraum bestehen bei dieser preiswerten Lösung nicht.

Messtechnische Begleitung der Anlage

Sowohl die Verbrauchsdaten als auch die Qualität des aufbereiteten Grau- und Regenwassers werden kontinuierlich erfasst. Sie dienen der Überwachung, aber auch der Optimierung der Anlagenkomponenten.

Evaluation

Im Rahmen unseres jährlich stattfindenden Evaluationswochenendes werten wir die Entwicklungen in den Bereichen Energie, Wasser, Flächenverbrauch, Abfall, Lebensmittel, Biodiversität und Nutzung von Baumaterialien aus und planen zukünftige Maßnahmen. Zu unserer Umweltbilanz 2021.


Ergebnisse

Senkung des Energiebedarfs

Für das Gebäude vor und nach der Sanierung wurde eine energetische Betrachtung nach DIN 4701, Teil 10 und DIN 4108, Teil 6 vorgenommen. Trotz der Vergrößerung der Wohnfläche um 20 % konnte der Heizenergiebedarf um 30 % und der Primärenergiebedarf um 57 % gesenkt werden.

Senkung der CO2-Emission

Aufgrund der Einzelmaßnahmen reduzieren sich die CO2-Emissionen um 75 %. Wesentlich ist hier auch die Substitution der CO2-intensiven Einzelfeuerstätten durch eine umweltfreundliche erdgasbetriebene Zentralheizung.
Der vor den Sanierungsmaßnahmen prognostizierte jährliche Erdgasverbrauch in Höhe von 10.000 m³ wird mit einem Mittelwert von ca. 6.500m³ (2010–2021) deutlich unterschritten.

Senkung des Wasserverbrauchs

Der Trinkwasserverbrauch sowie die Abwassereinleitung sind in der Wönnichstraße um etwa 75 % geringer als im deutschen Durchschnitt.

Geringe Betriebskosten

Die Mehrkosten der umwelttechnischen Anlage werden z.Zt. auf die Betriebskosten umgelegt. Durch die erzielten Einsparungen sind die die Betriebskosten dennoch leicht unterdurchschnittlich (gesamte Betriebskosten 2022 knapp 2,00 €/m² im Monat inklusive Heiz- und Warmwasserkosten).


Unsere Umweltbilanz 2021

Einmal jährlich erstellen wir einen Umweltbericht, in dem verschiedene Daten zur Umweltbilanz des Hauses aufgeführt werden. Hier berücksichtigen wir vor allem die Faktoren Energie, Wasser, Flächenverbrauch, Abfall, Lebensmittel, Biodiversität und Nutzung von Baumaterialien.
Die Verbrauchsdaten werden soweit möglich pro Bewohner*in berechnet und mit dem Durchschnittsverbrauch einer Person in Deutschland verglichen.

Im Folgenden finden sich die Daten des Berichts vom 10. Januar 2022.

Energie

Verbrauch
– Gas und Strom werden von den „Stromrebellen“ EWS Schönau bezogen, die Strom aus 100 % erneuerbaren Energiequellen vermarkten. Der Verbrauch liegt im Mittel bei etwa 32 % des deutschen Durchschnitts.
– Heizung und Warmwassererwärmung erfolgen zum größten Teil mit Gas, wobei seit Ende 2021 ein Tarif mit 10 % Biogas-Beimischung bezahlt wird (das Biogas stammt aus Abfällen einer Papierfabrik).
– Gekocht wird fast ausschließlich mit Gas, der Anteil am Gesamtgasverbrauch ist gering.
– Der Strom wird aktuell komplett ins zentrale Netz eingespeist, eventuell wird zukünftig eine Nutzung der Eigenerzeugung möglich. Derzeit haben wir die erforderlichen technischen Einrichtungen hierfür nicht.

– Die Anlage hat einen technischen Defekt, der von der Wartungsfirma auf poröse Kabelummantelungen zurückgeführt wird. Dies beeinflusst die Jahresleistung negativ; die Einbußen schätzen wir allerdings auf höchstens 10 %, da die Einspeisung bei guter Witterung problemlos funktioniert. Insgesamt ist die Anlage noch in gutem Zustand. Sie produziert noch knapp 80 % ihrer Nennleistung, obwohl sie schon über 20 Jahre in Betrieb ist.

Anmerkung: TW = Trinkwasser. TW-Nachspeisung = wenn Anlage nicht ausreichend Wasser fördert, um Anforderung zu erfüllen, wird TW nachgespeist. So gibt es nie Wassermangel.

Berechnung Heizwärme
Der Vergleichswert für durchschnittliche Verbraucher*innen kommt vom jährlich aktualisierten Heizspiegel. Hier wird der Mittelwert des Verbrauchs für erdgasbetriebene Gebäude genutzt. Dieser Wert (Verbrauch je m²/Jahr) wird multipliziert mit der Durchschnittswohnfläche/Person in Deutschland und liefert den durchschnittlichen Verbrauch an Heizenergie (inkl. Warmwasser) je Person/Jahr.
Für die Wönnichstraße 103 wird die (erdgasbezogene) Jahres-Heizenergie geteilt durch die Anzahl der Bewohner*innen. Volle Bewohnende sind dabei Bewohner*innen, die ganzjährig in der Wönnichstraße 103 wohnen. Menschen (z.B. Kinder), die die Hälfte der Zeit in der W103 wohnen, werden mit 0,5 Bewohnenden gerechnet.

Berechnung Strom
Das Statistische Bundesamt sammelt Daten über den Stromverbrauch der privaten Haushalte nach Haushaltsgrößenklassen. Drei Klassen werden unterschieden: 1-Personen-, 2 Personen- und 3- und Mehr-Personen-Haushalte. Für diese 3 Haushalts-Klassen gibt das Amt einen durchschnittlichen Stromverbrauch pro Jahr an.
Für den Vergleich wurden für die Wönnichstraße 103 sieben Haushalte angesetzt: ein 1-Personen-, drei 2-Personen- und drei 3-oder Mehr-Personen-Haushalte. Diese 7 Haushalte wurden mit dem Deutschland-Durchschnittsstromverbrauch der jeweiligen Klasse multipliziert. Daraus resultiert ein Gesamtstromverbrauch für die Wönnichstraße als wäre es ein Durchschnittshaus. Dieser Durchschnittsverbrauch wird durch die Anzahl der Bewohner*innen der Wönnichstraße 103 geteilt.

Wasser

Verbrauch
– Der quantitative Verbrauch im Vergleich zum gesellschaftlichen Durchschnitt ist den folgenden Grafiken zu entnehmen.
– Der Hauswasserverbrauch ist seit Jahren mehr oder weniger konstant. Er liegt dieses Jahr bei 32,4 Liter pro Person/Tag.
– Bei Starkregen wird überschüssiges Wasser in den Teich geleitet, wodurch weniger Trinkwasser benutzt werden muss, um den Teich bei Hitzeperioden nachzufüllen.

Zurückhaltung und Verringerung der Belastung
Regenwasser: 100 % Zurückhaltung (Verwendung und Versickerung). Dadurch werden die Berliner Abwasseranlagen weniger belastet, was insbesondere bei Starkregenereignissen relevant ist, da dann immer wieder ungeklärt Abwässer in die Spree geleitet werden, weil die Kanalisation überfordert ist mit dem anfallenden Regenwasser.

Zurückhaltung von Belastung durch
– Fäkalien: Seit Sommer 2020 ca. 40 % Zurückhaltung
– Urin: Seit Sommer 2020 ca. 40 % Zurückhaltung
– Grauwasser: komplette Zurückhaltung (Grauwasser wird aufbereitet)
– Es werden kaum schädliche Abfallstoffe (Medikamente, Giftstoffe, …) über das Abwasser (Toiletten) entsorgt.
Insgesamt bedeutet dies weniger Belastung außerhalb des Hauses, z.B. weniger Energieverbrauch bei den Berliner Wasserbetrieben.

Nutzung von Nährstoffen aus dem Abwasser
– Etwas Urin und die Hälfte des Grauwassers im Fließbeet
– Kleine Menge Aktiv-Schlamm, die bei der regelmäßigen Reinigung der Grauwasseranlagen anfällt (der Schlamm besteht vorrangig aus abgestorbenen Kleinlebewesen, welche die Nährstoffe im Grauwasser zersetzen)
– Nutzung der Fäkalien: Kompostierung zwecks Düngung der Bäume und Büsche/nicht essbare Pflanzen im Garten
– Etwas Urin und die Hälfte des Grauwassers im Fließbeet
– Kleine Menge Aktiv-Schlamm, die bei der regelmäßigen Reinigung der Grauwasseranlagen anfällt (der Schlamm besteht vorrangig aus abgestorbenen Kleinlebewesen, welche die Nährstoffe im Grauwasser zersetzen)
– Nutzung der Fäkalien: Kompostierung zwecks Düngung der Bäume und Büsche/nicht essbare Pflanzen im Garten

Berechnung
Der Durchschnittswert des Wasserverbrauchs pro Person in Deutschland stammt aus Quellen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
Der Verbrauch in der Wönnichstraße 103 wird in Liter umgerechnet und durch die Anzahl Bewohner*innen und Anzahl Tage des Jahres geteilt.

Flächenverbrauch

Verbrauch
Der quantitative Flächenverbrauch pro Person beträgt 38,2 m²; deutschlandweit ist der Durchschnitt auf 47,4m² angestiegen. Die durchschnittlich genutzte Wohnfläche wird auch für Berlin erhoben. Hier reichte die Bandbreite 2021 von 35,6 m² in Lichtenberg bis hin zu 46,2 m² in Charlottenburg-Wilmersdorf. Auch am Berliner Durchschnitt (2021: 39,3 m²) orientiert ist unser Wohnflächenverbrauch pro Person somit durchschnittlich.

Berechnung
Die Datengrundlage für die durchschnittliche Wohnfläche je Person in Deutschland stammt aus Quellen des Bundesamts für Statistik. Als Wohnflächen in der Wönnichstraße 103 wurden alle beheizten Räume im Haus, abzüglich der Büros, berechnet.

Abfall

– Verpackungsmüll: 240 l, Leerung alle vierzehn Tage. Es gibt ein Bewusstsein für die Problematik von Verpackungsmüll. Ein guter Teil der Grundnahrungs- und Waschmittel werden verpackungsfrei eingekauft.
– Papiermüll und Biotonne ergänzen die Mülltrennung. Aufgrund der guten Trennung der Abfälle und einem insgesamt bewussten Umgang mit Ressourcen ist das Aufkommen an Restmüll im Vergleich zu anderen Häusern sehr gering. Laut Berliner Gesetzgebung muss eine Mindestmenge von 240 l/Woche bereitgestellt werden; faktisch benötigen wir ca. die Hälfte davon.

Lebensmittel

– Unverändert gibt es im Haus vergleichsweise wenig Fleisch- und Fischkonsum.
– Die in der Gemeinschaftsküche verzehrten Lebensmittel sind zu mehr als 90 % bio, regional und saisonal (Solidarische Landwirtschaft Basta, Mitgliedschaft bei der Bio-Einkaufsgemeinschaft Wurzelwerk, Einkauf beim Dr. Pogo Veganladen-Kollektiv sowie bei der Solidarschnittstelle).

Biodiversität auf dem Grundstück

– Die Bewirtschaftung der Gartenfläche orientiert sich an biologischen Richtlinien (kein Kunstdünger oder Pestizide), vielen Kleinstrukturen und eher extensiver Bewirtschaftung
– Nistkasten für Mauersegler und Fledermäuse
– Naturteich für Libellen und andere Wildtiere
– Wenige Nisthilfen für Wildbienen und andere Insekten
– Mauerbegrünung, u.a. wilder Wein
– Extensive Gründächer (Fahrradständer + Garagen)